Im Jahre 1997, als in unseren Breiten noch Ware gegen D-Mark getauscht wurde, begab es sich, dass sich ein Haufen von Halbwilden entschloss auch in Bondorf das närrische Treiben einkehren zu lassen.
Nach gut einem halben Jahr waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Am 16. März 1997 konnte in der ersten offiziellen Sitzung im Gasthaus „Adler“ in Bondorf, ein Maskenentwurf und das Häs einer Hexe, Interessenten vorgestellt werden. Von insgesamt 16 Anwesenden entschlossen sich 11 Leute zum sofortigen Eintritt. Die Namensgebung gestaltete sich recht schwierig. Letztendlich entschied man sich für den Namen des nahe gelegenen Waldes, das Bernloch. Somit war es eine beschlossene Sache, dass der Name der Hexen „Bernlochhexa“ ist .Ein weiterer großer Schritt war im Sommer das Einreichen der Satzung beim Amtsgericht. Im September 1997 war es dann soweit, wir konnten uns ab sofort „ eingetragener Verein „ nennen.
Ursprünglich wurde das Häs der Bernlochhexe streng in schwarz-lila - die Vereinsfarben der Narrenzunft Bondorf - gehalten.
Heute besteht das Häs aus:
Der Name wird vielen „nicht Schwaben“ oder wie wir zu sagen pflegen „Reigschmeckte“ nichts sagen. Für all diejenigen eine kurze Erläuterung und Beschreibung des Bondorfer „Aoname“.
Beert = flacher Kuchen aus einfachem, salzigem Hefeteig der wahlweise mit Obst oder Zwiebeln belegt wurde. Weitere beliebte Beläge waren Grießbrei oder Rahm mit Eiern.
verköckle = unterwegs etwas verlieren, verstreuen, eine Spur hinterlassen
Wie die Bondorfer nun zu diesem doch recht ungewöhnlichen Namen gekommen sind, soll sich folgendermaßen zugetragen haben:
Eine tüchtige Bäuerin und noch bessere Köchin hatte am Freitagabend bis in die Nacht hinein einen ganzen Kübel voll Hefeteig geknetet und gehen lassen. Am Samstagmorgen wollte sie die erste beim Bäcker sein. Den Teig für das Weißbrot hatte sie schon fortgebracht, da fiel ihr ein, dass sie auch noch das Blech mit dem ausgewellten Beerteteig versorgen müsste. Auf dem erneuten Weg zur Bäckerei traf sie eine Nachbarin. In dem sicheren Gefühl, heute ja ganz zeitig dranzusein, ließ sie sich auf ein Schwätzchen ein. Bald waren die Weiber so vertieft in das Tratschen über das „ was am Müllers Schorsch seire Dotebäs ihr Dochter älles gsait ond welchen Tuck se dao hätt „ so das beide darüber Zeit und Umgebung völlig vergaßen. Als daher die Arme der Bäuerin vom schweren Kuchenblech ermüdeten, stellte sie dies gedankenverloren auf ein kleines Gartenmäuerle. Kurz darauf passierte es: Die erzählte Neuigkeit war so umwerfend, dass sich die Schwatzbase mit den Worten „ Do muoß i mi abernahocke „ mitten in das Blech mit dem ungebackenen Kuchenteig und dem Grießbelag setzte. Die Einzelteile von Teig und Belag klebten und hingen an ihrer Mantelschürze und was die arme Frau nicht gleich abklopfen konnte, verlor sie vollends auf ihrem mit rotem Kopf angetretenen Heimweg. Dabei musste das geschwätzige Lästermaul noch mehrmals die schadenfrohe Bemerkungen hören „ Jo wia, wo hoscht denn du dei Beert verköckelt ?“
Das Häs der Beerteverköckler besteht aus:
Schon in den Aufzeichnungen des Klosters Reichenbach aus dem Jahre 1150 n.Chr. wurde Bondorf das erste Mal urkundlich erwähnt. In der Beschreibung des Oberamtes Herrenberg aus dem Jahr 1855 wird Bondorf wie folgt beschrieben: „ Der große Ort, der zu den schöneren des Gäus gerechnet werden darf…ist, vermutlich in Folge mehrerer Brandfälle regelmäßiger angelegt als die meisten Orte des Bezirks. Die Gebäude sind meist ansehnlich, Wohlhabenheit verratend…“. Zu dem blieb die Gemeinde, die manchmal auch als „Perle im Gäu“ bezeichnet wurde, bis heute eigenständig. Darauf waren und sind die Einwohner Bondorfs bis heute stolz. Umliegende Gemeinden schauten nicht selten neidisch auf die stetig wachsende Gemeinde. Oft wurden die Bondorfer daher als Bondorfer Waidag bezeichnet. Noch vor zirka 70 Jahren war „Du Waidag“ ein arges Schimpfwort, das keinen Widerspruch mehr duldete. Wer so bezeichnet wurde, war ein ganz schlimmer, verdorbener, gotteslästerlicher Charakter. Erst im Laufe der letzten Jahrzehnte änderte sich dieser Begriff. Aus dem üblen Gesellen wurde ein knitzes Schlitzohr. Wer heute ein Waidag geheißen wird, kann darin ein liebevoll verstecktes Kompliment entdecken, welches bestätigt, dass dieser Waidag sein Leben mit gutem Witz und humorig ernster Wendigkeit meistern wird. Der Ursprung des Wortes wird im 15. Jahrhundert vermutet. In mittelhochdeutschen Texten und Gedichten werden Geliebte oft mit Wonnetag, Freudetag oder Ostertag angesprochen. Entsprechend wurde unliebsame Menschen mit Schmerzenstag, Klagetag oder Wehetag angesprochen. Und im schwäbischen wird der Wehetag eben als Waihdag oder Waidag bezeichnet. Neben dem beschriebenen Begriff des „Waidag“ stammt auch der Begriff des Narren aus derselben Zeit und entwickelte sich zusammen mit diesem!
Das Häs des Waidag besteht aus:
05. Juni 2009, eine neue Ära hat begonnen.
Es begab sich aber zu der Zeit, als die Menschen im Ländle ein neues Kommunikationsmittel nutzten. Die briefartige Nachricht, „E-Mail“. So hat es sich in der Nacht vom 05. Juni 2009 auf den 06. Juni 2009 zugetragen, dass Ralf Kußmaul, ein Bewohner Bondorfs und Vorstand der Narren des Dorfes, eine solche briefartige Nachricht erhielt. Sie wurde ihm von Herrenberg zugesandt. Zuerst verwundert über Nachricht zu später Stund´ erfreute er sich über den Inhalt. Schrieben ihm drei Damen fein, soll drum gehen, um´s Tänzelein. Sogleich ließ er den Dreien eine Antwort auf ihre Nachricht übermitteln. Nicht lange Zeit verging, bis auch die närrischen Dorfbewohner davon erfuhren. Großer Jubel und große Begeisterung fegten durch die Straßen. Die Gründung einer Hupfdohlengemeinschaft gewann Zustimmung. Zahlreiche junge Damen versammelten sich und ´s gefiel. So tanzen sie Mittwoch ein, Mittwoch aus in der örtlichen Gäuhalle. Und wenn´s ihnen noch nicht schwindlig ist, dann tänzeln sie noch heute.
Mottos im Laufe der Jahre:
Seit Jahrzehnten erzählen sich Ortsansässige die Geschichte einer Gestalt, die im örtlichen Wald hausen soll. Einst soll sich ein Waldarbeiter bei einem Unwetter verirrt und nie wieder herausgefunden haben. Dort, im Bernloch, wo die Bäume am engsten stehen und es kein Sonnenstrahl durchs Dickicht schafft, soll er wohnen: Gottlob! Halb Baum halb Mensch lässt seine Gestalt Jung und Alt seit jeher erzittern. Bis heute ist ungewiss, was dort im Wald geschah. So treibt Gottlob an jedem dunklen Dreikönigstag mit seiner Peitsche die Hexen aus dem Nebel des Waldes durch die umliegenden Gemeinden, wo sie ihr Unwesen treiben. Manch einer sagt, man könne die Schreie der leidgeplagten Hexen und das Knallen von Gottlobs Peitsche hören.